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Samstag, 24. Februar 2024

Umzug in ein neues Leben

Lange Zeit ist es wieder sehr still hier geworden. Ab und zu hatte ich den Drang, etwas zu schreiben, aber es hielt nie lange an. Ich kämpfe immer noch mit Schreib- und Leseblockaden – in Jahr sieben.

Seit acht Jahren habe ich keinen Roman mehr zu Papier gebracht und insgesamt zwei Kurzgeschichten, wovon eine veröffentlicht wurde. Aber es hat sich viel ergeben. Zwar nicht schriftstellerisch, aber in meinem Leben.

Eine große Veränderung 2023 war, dass ich eine Traumatherapie beginnen konnte … und nach fünf Tagen entlassen werden musste, weil ich mich auf der Station mit Covid-19 infiziert hatte. Nach fünf Tagen Fieber, Gliederschmerzen, Übelkeit, durchschwitzen sämtlicher Bettwäsche hatte ich kaum noch Symptome, positiv war ich für insgesamt elf Tage. Und mir war sterbenslangweilig. Ich war allein mit meinen Katzen (wobei ich davon ausgehe, dass sich meine elfjährige Amy bei mir infiziert hat), konnte keinen Kontakt von Angesicht zu Angesicht mit anderen Menschen haben und fühlte mich einsam und allein.

Nach meiner Genesung meldete ich mich bei einer Dating-App an, um dem Einsamkeitsgefühl zumindest irgendwie zu entfliehen. Ich lernte Menschen kennen, darunter auch Tobi, der jetzt seit einigen Monaten mein fester Freund ist. Uns war nach anfänglicher Freundschaft ziemlich schnell klar, dass wir uns ineinander verliebten. Da er ca. 1,5 Autostunden entfernt wohnte und ich selbst nicht mobil war, beschlossen wir, verliebt-dumm wie wir waren/sind, dass wir zusammenziehen wollen. Wir fingen an nach Wohnungen zu suchen und fanden auch bald einige, die recht passabel wirkten. Dass es inzwischen fast unmöglich ist, eine vernünftige Wohnung zu einem ebenso vernünftigen Preis zu finden, muss ich eigentlich niemandem sagen, oder?

Während ich also (erneut) meinen ersten vollständigen Block der Traumatherapie im September 2023 begann, suchten wir zeitgleich nach Wohnungen. Ich hatte zwar eine Zwei-Zimmer-Wohnung hier in meiner Stadt, aber Tobi hat aus seiner vorigen Ehe zwei Kinder, die ihn regelmäßig auch über mehrere Wochen besuchen. Also reichte meine alte Wohnung natürlich nicht. Auch wollte ich gern in meiner Stadt bleiben, nicht nur wegen der Nähe zu meiner Familie und Freunden, sondern auch wegen meiner medizinischen Anbindung. Ich benötige in regelmäßigen Abständen diverse Fachärzt*innen und auch hier muss ich niemandem sagen, wie schwer es ist, Psychiater*innen, Therapeut*innen, Neurolog*innen oder ambulante Betreuung zu finden, oder? Nur mal so: Ich habe inzwischen ein diagnostiziertes Kubitaltunnelsyndrom. Klingt wild, ja. Ist aber lediglich eine Verengung des Nervenkanals am Ellbogen. Durch die Verengung werden der Klein- bis Mittelfinger taub und die Arme und Hände krampfen (und ich hab natürlich den 33%-Bonus, dass ich es in beiden Armen habe). Nachdem ich im Oktober die Diagnose bekam, suchte ich sofort nach einem Neurologen, der mich in meiner Stadt behandeln konnte – und bekam einen Termin im Juni ´24. Inzwischen sind zwei Fingerkuppen dauerhaft taub und das Karpaltunnelsyndrom (Einengung des Nervenkanals am Handgelenk) ist auch noch dazugekommen. Aber hey, nur noch 4 Monate, ehe ich einen Facharzt dafür sehe, der nochmal meine Nervenleitung messen wird, um mir die Diagnose nochmal zu stellen, nur um dann gesagt zu bekommen: entweder konservative Therapie (Arm- und Handgelenkschiene) oder Operation. Wären die Schienen dafür nicht so mistig teuer, hätte ich mir längst welche geholt.

Eben aus diesen Gründen (bei manchen Fachärzt*innen wartet man 1,5-2 Jahre auf einen Termin) haben Tobi und ich uns entschieden, hier in meiner Stadt zusammenzuwohnen.

Als wir unsere Traumwohnung besichtigten, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass wir sie auch tatsächlich eine Woche später zugesagt bekommen.

Der Umzug fand im Januar diesen Jahres statt (und er war für mich eine absolute Katastrophe). Ohne meine fleißigen Freunde und Familie (und natürlich Tobi) hätte ich dieses Chaos nicht überstanden. Psychisch konnte man mich zu dem Zeitpunkt eh in die Tonne treten, körperlich kann man es jetzt. Wir wohnen jetzt seit 4 Wochen hier. Und hier sitze ich und schreibe zum ersten Mal seit langer Zeit.

Der Abschied von meiner alten Wohnung fiel mir sehr schwer. 14 Jahre habe ich dort gewohnt, gelebt, gelacht, getrauert … alles.

Jetzt wohne ich im 7. Stock eines Hochhauses, habe einen wunderbaren Ausblick über meine Stadt, eine Waschmaschine, die direkt in der Wohnung steht und nicht im Waschkeller, einen großen Balkon, ein Büro, Tobis Kids haben ihr eigenes Zimmer, es gibt moderne Strom-, Wärme- und Wasserleitungen, neutrale Fliesen in Küche und Bad und sogar ein Gäste-WC.

Dazu gabs noch Tobis Katze Molly! Also bin ich inzwischen die Crazy-Cat-Lady mit 4 Katzen.

Meine Flauschis haben den Umzug mehr oder weniger gut überstanden. Odin weiß noch nichts wirklich mit sich anzufangen, ihm ist oft langweilig und er maunzt uns voll. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich das mit der Zeit geben wird.

Auch habe ich noch drei weitere Romanideen im Kopf entwickelt und ich möchte sie so unbedingt schreiben.

Dazu hat mein Schwesterherz Maria Walenta letztes Jahr eine Romanreihe im Genre der Dark Romance geschrieben – und einen Verlag gefunden. Dieses Jahr wird ihre Reihe erscheinen und ich könnte nicht stolzer sein. Weitere Infos folgen natürlich, sobald es welche gibt. Meine Reaktion sah in etwa so aus, als sie mir vom Verlagsvertrag berichtete:

Und seit einigen Tagen bin ich sogar leibliche Tante, denn mein jüngerer Bruder ist nun stolzer Papa eines Sohns. Es wird zwar noch dauern, ehe ich meinen Neffen irgendwann wirklich mal sehen werde, aber ich hoffe, es wird mir gelingen (Bruder wohnt doch etwas weiter weg).

Reaktion hierzu? 

Ich kann gar nicht sagen, wie viel Kraft mich dieser Umzug gekostet hat. Und wie wichtig und richtig er war. Scheinbar war es von essentieller Bedeutung für meine eigene Genesung, dass ich meine alte Wohnung und viele Geschichten mit ihr hinter mir lasse.

Hier geht es mir viel besser. Natürlich fühle ich mich nicht mehr oft einsam, da ich Tobi an meiner Seite habe. Aber ich genieße das Alleinsein ebenso. So wie auch Zeit mit Freunden und Familie, die ich jetzt fast alle selbstständig besuchen kann. Der Haushalt ist keine Bürde mehr, ich mache ihn gerne.

Natürlich hat noch nicht alles hier seinen endgültigen Platz gefunden. Aber es formt sich immer mehr.

Und ich bin dankbar für diese Erfahrungen.

Für die Traumatherapie. Ja, sogar für meine Covid-Infektion und die daraus resultierende Einsamkeit, die mich dazu brachte, mich bei der App anzumelden, bei der ich Tobi kennen lernte, der genauso verrückt wie ich war, mit mir zusammenzuziehen. Denn jetzt sitze ich hier und schreibe.