Ich habe für Verlag „Alpha“ sowohl
als Autorin gearbeitet, als auch als Lektorin und Korrektorin. Der
Verlagsleiter war anfänglich sehr nett und wir tauschten nach und nach immer
mehr persönliche Informationen aus, sodass eine Art Freundschaft entstand. Ein
wenig Zweifel an seiner Stellung als Verleger hatte ich lediglich durch seine
harsche Behandlung mancher Autoren.
Manche von euch gehen für gute
Freunde zu gewissen Zeiten vielleicht auch komplett aus ihrer eigenen Bahn.
Sind Konfliktvermeider erster Stunde und stehen total auf Harmonie, sodass sie
dafür sogar darauf verzichten, richtig zu liegen, auf die Korrekturen von
Fehlern bestehen oder jemandem ins Gesicht sagen, wenn etwas schlichtweg nicht
gut ist, obwohl sie es selbst besser wissen. Und bloß nicht, auf gar keinen
Fall, sagen, wenn sie unzufrieden sind.
Als Autor ist man dem Verlag
natürlich dankbar, dass man unter die Fittiche genommen wird, vor allem wenn es
nach außen scheint, dass da alles tutti läuft.
Diese giftige Mischung gepaart mit
geringem Selbstwert, wenig Selbstbewusstsein und dann zurückgedrängtes
Selbstvertrauen sind de facto genau die Gründe, weswegen ich nur auf die Fresse
fliegen konnte. Und das war gut so.
Also … natürlich nicht.
Und doch schon.
Denn ohne dieses rasante Knutschen
der Bordsteinkante, hätte ich nie im Leben gelernt, was ich heute weiß, um
diesen Artikel zu schreiben.
Was ich für den Verlag lektoriert,
korrigiert und gesichtet habe:
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Manuskripte
-
Kurzgeschichten
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Klappentexte
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Autorentexte
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Autorenbiographien
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Die Website
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Flyer
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Posts auf Facebook
Was mir vergütet wurde:
-
Manuskripte
-
Kurzgeschichten (meistens)
Ja.
Nicht mehr.
Und das für einen Hungerlohn. Als
ich nach drei Jahren um eine Gehaltserhöhung bat, bekam ich jene nicht.
Als ich nach einem Honorar für die Herausgeberschaft
einer Anthologie fragte, wurde ich ebenso abgeschmettert. Wäre gut für meine
Reputation, aber eben nicht, um bezahlt zu werden. Trotz jahrelanger Mitarbeit.
Nachdem mein Manuskript dort unter,
sagen wir, widrigen Bedingungen veröffentlicht wurde, bekam ich statt
festgesetzter prozentualer Beiträge eben festgesetzte Centbeträge. Ich hatte
das Manuskript für den Verlag komplett neu geschrieben, genauso wie Teil 2 und
bekam für den zweiten Teil einen anderen Vertrag, der auch den ersten für Manuskript
1ersetzen sollte. Nämlich den verdi-Standardvertrag. Diesen wollte ich jedoch
mit Veröffentlichungsrecht weit nach meinem Tod nicht unterschreiben. Doch der
Verleger, mein Freund, ließ nicht mit sich verhandeln.
Über die Jahre wurde mir suggeriert,
dass ich froh sein könne, überhaupt lektorieren zu dürfen und Teil eines Teams zu sein. Dass man sehr nachsichtig mit
mir wegen meiner Depression und sich dadurch ab und zu verschobene Terminabgaben
sei (Anmerkung: Ich habe stets kommuniziert, was geht und was nicht; zusätzlich
bin ich sehr zuverlässig, so auch in diesen Fällen). Dass jeder andere mich
bereits fallen gelassen hätte wie eine heiße Kartoffel. Dass ich dankbar sein
solle, dass mein Manuskript überhaupt veröffentlicht worden sei. Und dass ich,
unterschriebe ich den Vertrag nicht, die bereits angefallenen Lektoratskosten
für Band 2 zu tragen hätte, weil ja Absprache über den Facebook Messenger
stattgefunden hätte, dass jetzt lektoriert werde.
Und plötzlich reichte es mir.
Ja, ich habe einen sehr langen
Geduldsfaden und manchmal scheinbar auch eine extrem lange Leitung. Als sich
all diese Sachen, die sich über Jahre anstauten, plötzlich zu einem großen
Klumpen zusammenformten, erkannte ich erst, was ich da machte. Wie sehr ich
mich als Autor aber auch als Mensch unter Wert verkaufte.
Ich weigerte mich, den
Standardvertrag zu unterschreiben, woraufhin ich ein (wie erwartet)
cholerisches „Dann such dir doch einen anderen Verlag“ bekam. Und diesmal wich
ich nicht zurück, gab nicht klein bei. Ich antwortete: „Mache ich.“
Ab da ging der Krieg erst richtig
los. Ich habe Screenshots aus Gruppen, in denen der Verleger, ohne meinen Namen
zu nennen, Lügen über mich verbreitete (z.B., dass ich 30% des
Bruttoverkaufspreises eines jeden Werks haben wolle was ich nachweislich
niemals gefordert hatte), verriet, was ich privat für ein Einkommen habe, wie
schlecht sich mein Buch verkaufe, dass er mich nur aus Freundschaft verlegt
hätte und ich sowieso nie wieder ein Werk veröffentlichen würde, so schlecht,
wie ich mich verkaufe und so mies, wie ich arbeite.
In einer privaten E-Mail bekam ich
dann noch mitgeteilt, dass alle Verlage jetzt wegen mir auf den
verdi-Standardvertrag umstellen würden, weil er alle seine Kollegen vor
Autoren, die so handeln wie ich, gewarnt hätte und die sich schützen müssen.
[Huch, was habe ich für eine Macht, he? Also, kriegt ihr den Standardvertrag
von irgendwem angeboten, ist es sicherlich mein Vergehen ;).] Und dass ich
garantiert nie wieder einen Fuß mit meinem Namen in der Branche fasse.
Tat das weh zu lesen? Ja.
Ist da was Wahres dran? Nee, eher
nicht.
Schrieb er das nur, um seinen Frust
loszuwerden und mich zu treffen? Aber hallo! Er kannte meine Druckpunkte und
war sich nicht fein genug, sie nicht zu drücken.
Über nachfolgendes darf ich
vertraglich nicht sprechen und auch wenn ich mehrfach hintergangen wurde, halte
ich mich an meinen Vertrag. Nur so viel: Ich hab meine Rechte zurück. Das war
mir wichtiger, als Recht zu haben und das alles noch hinauszuzögern.
Ist mein Ruf geschädigt? Ja.
Höre ich jetzt auf zu schreiben?
Nö. Da kann ich auch aufhören zu atmen.
Wie ging es weiter? Naja, Verlag „Beta“
kennt ihr ja aus dem vorangegangen Artikel bereits. Die Odyssee ging also noch
ein bisschen.
Fazit?
Freundschaften mit
Arbeitsbeziehungen können echt toll sein. Ich hab zwei Verlegerinnen, mit denen
ich mich prima verstehe, die mich immer respektvoll behandeln und denen ich
wegen keiner einzigen Zahlung hinterherlaufen musste. Die unglaublich clever
sind und zu denen ich nicht nur arbeitstechnisch eine super Beziehung laufen
habe, sondern mit denen ich mich auch privat austausche (oder austauschte).
Doch es gibt eben auch die andere
Seite der Medaille. In dem Fall sind Freundschaft und Arbeit verschwommen.
Schaffte ich etwas arbeitstechnisch nicht, wurde es persönlich auf die
Freundschaftsebene gebrochen und sehr unangenehme Gefühle tauchten dann auf.
Ich vermische Freundschaft und
Arbeit nicht mehr. Die Grenzen sind nämlich fließend. Arbeit und Freundschaft
kann super sein, aber ich schränke es ein. Ich kenne meine Grenzen und kommuniziere
sie. Ich trete für mich ein, bleibe dem anderen aber respektvoll gegenüber. Ich
denke, dann kann es nebeneinander herlaufen und funktionieren. Doch eines
vergesse ich bei alldem bestimmt nie wieder: Mich. Und meinen Wert.
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