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Freitag, 13. März 2020

Du schreibst falsch!


Hach, wie jung und naiv ich 2007 doch war. Ich kritzelte meine Figuren an den Rand des Collegeblocks, während ich in den Vorlesungen und Proseminaren der Uni saß. Dann begann ich zuhause, Geschichten zu ihnen zu erfinden, ihnen Charakter zu verleihen und es fühlte sich an, als käme es aus den unendlichen Weiten des Universums direkt zu mir geflogen. Alles passte, fügte sich, wurde anschließend noch ein bisschen passgenauer gemacht. Sechs Monate später blickte ich auf mein erstes Manuskript und war dermaßen stolz, dass ich vor Glück fast platzte. Ich hatte einen Roman geschrieben! Und noch besser: Es war der erste Teil von Fünfen!
Jetzt musste ich ihn nur noch Freunden schicken. Formatierte ihn unwissend in ein PDF und schon fühlte es sich an wie ein EBook (die damals noch nicht gängig waren, btw … Gott, bin ich alt).
Freunde gaben mir eine positive Resonanz. Hach, der Traum ging weiter. Ich schrieb bereits an Teil 2 und es fühlte sich noch passender an.

Dann trat ich in die Verlagsbranche ein.





Nicht so, wie man sich das als junger Naivling vorstellt. Ich dachte, ich schicke das mal an ein paar Verlage und irgendeiner wird zusagen, mein Talent erkennen und dann hab ich bald mein eigenes Hardcover in der Hand. Wunderschöne Vorstellung, oder? Ja. Zu schön, um wahr zu sein. Echt jetzt.
Durch Recherche im Netz kam ich dann auf den Trichter, doch eher eine Agentur zu benötigen. Die würde mich an die wirklich großen Verlage vermitteln können. Während ich also fleißig Teil 3 schrieb, keine Ahnung von Normseiten hatte, keine Ahnung von irgendwas überhaupt hatte, machte ich mich noch an einem anderen Werk zu schaffen, dass dann ein Einteiler werden sollte. Weil ne Buchreihe war nun mal schwer zu vermitteln, wie ich dem Netz entnahm.
Das Buch war schnell heruntergeschrieben, ich war so im Flow, das nichts und niemand mich stoppen konnte. Inzwischen war 2010 und ich suchte Agenturen wie verrückt.
Ein paar antworteten sogar. Auf andere warte ich heute noch. (Ich glaube langsam, die haben kein Interesse. 😉 ) Nachdem ich die schwarzen Schafe ausgemustert hatte (danke an die Autoren, Verleger und Agenturen, die mir beibrachten, was schwarze Schafe in der Branche sind!), war da keiner mehr, der mein Manuskript wollte.
Und ein paar hatten sehr nette Absagen verschickt. Die da lauteten ungefähr: »Leider wüssten wir für ihr Werk keinen passenden Verlag, aber melden Sie sich gerne, wenn sie etwas haben, das diesem und jenem Genre entspricht.« Wow, okay, das klang gut.
Dann waren da allerdings noch Absagen wie diese: »Setzen Sie sich bitte erst einmal mit dem Schreiben auseinander.« »Treten Sie Foren bei und gucken, was Ihre Kollegen machen.« »Sie können nicht schreiben.« »Sie vertauschen ständig die Perspektiven.«
Das tat weh. Sehr. Und brachte mich ins Wanken.
Ich überprüfte mein Manuskript auf all diese Aussagen. Gerade die letzte war ja etwas, das ich ändern könnte, allerdings fanden weder ich noch andere den Fehler in der letzten Aussage. Es brauchte viel Zuspruch von Freunden und Bekannten, ehe die Tränen über diese Aussagen getrocknet waren. So sollte mein glorreiches Schriftstellerdasein doch gar nicht enden. Ich wollte vom Schreiben leben!
Jaja, der junge Naivling. Die inzwischen über 30jährige blickt zurück und lächelt mild.
Ich machte ein Schreibstudium an einer Fernschule, schloss mit 1 ab. Es folgten noch mehr Absagen (normale, freundliche, wieder nicht sonderlich nette und auch gar keine, die ich dennoch jetzt mal als Absage werte). Es war niederschmetternd.
Dann sah ich: Oh, andere Autoren plotten. Wahrscheinlich mache ich das verkehrt. Ich schreibe falsch, klar! So kann ich das verbessern.
Ich plottete akribisch. Und hatte keine Lust mehr zu schreiben. Das war laaaaaaangweiliiiiiiig. Schreibflaute.
Lockerer plotten. Nur jedes Kapitel anreißen. Klar, klappt bestimmt. Klappte auch! Eine Zeit lang. Dann: Schreibflaute.
Tipps und Tricks von Kollegen währten leider nie lange, auch wenn ich immer dachte, ich hätte die Lösung gefunden.
Ich schrieb, schrieb, schrieb. Gegen jede Flaute an. Gegen jede Blockade. Veröffentlichte bei Verlagen, eine Kurzgeschichte nach der anderen ging in eine Anthologie ein. Verlage ließen mich fallen, etc (dazu die anderen Artikel lesen 😉), ich schrieb weiter. Holte mir Ideen und Motivation von anderen Kollegen.


2015 der Knall mit Verlag Alpha.
Ich schrieb weiter, als wäre nichts. Obwohl man über mich gesagt hatte, dass ich nie wieder ein Buch veröffentlichen würde – zumindest nicht in einem Verlag.
Dann 2018 der große Knall mit Verlag Beta.
Schreibblockade. Rien ne va plus.



Dann saß ich da mit meinem Talent. Derweil sah ich zu, wie meine Kollegen Kraft aus dem Schreiben schöpften, alles gaben, es ihnen scheinbar leicht fiel, wieder auf die Beine zu kommen oder nie gefallen waren. Die das Wort Blockade nicht kannten. Die nie eine Flaute hatten, ihre 10 Manuskripte im Jahr ablieferten.
Und ich stellte fest (11 quälende Jahre nach den Kritzeleien an meinem Collgeblockrand), dass ich nicht schreiben konnte. Dass es mir keinen Spaß mehr machte. Dass ich leer war, meine Ideen verbraucht und ich es nie schaffen würde.
Da ich chronisch krank zuhause festgebunden bin, war mein einziges Hobby, das ich zum Beruf machen wollte, dahin. Aus der Traum.
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Aber!
Wenn ich meine Herzensreihe noch einmal plotte …
Nein, das wurde nichts.
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Ich lasse los.
Es bringt nichts.
Es tut nur weh.
Ich will mich nicht länger so fühlen.
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2020
Ich hab gehäkelt. Eine ganze Decke in 4 Monaten. Ich hab meine Katze bei Wind beruhigt, mich um die tränenden Augen meines Katers gesorgt, Zeit mit dem alten Kaninchen verbracht.
Ich hab Freunde getroffen und geredet.
Überlegt, ob ich ins Coverdesign oder den Satz gehe (noch nie gemacht, wird super, ich junger Naivling, ich).
Viel über mich selbst herausgefunden.
Verstanden, wie ich funktioniere.
Abstand gewonnen, von Kollegen (die ich dennoch mag) und Verlagen (bei denen ich manche sehr gerne mag, andere wiederum gar nicht), mir inspirierende Kollegen gesucht (und gefunden), Onlinespiele mit meinem besten Freund gezockt, mit meiner Schwester Sam und Dean Winchester auf ihrer Reise begleitet, während wir kosmetische Gesichtsmasken trugen, mit meiner besten Freundin Kaffee wie ein Loch gesoffen, gleichzeitig lustige Videos geguckt und die Nägel lackiert (sie schwarz, ich irgendwas mit bunt und Glitzer), mit meiner Familie gegessen, bis mir schlecht war (Burger und Sushi sind das beste Food auf der Welt), Herr der Ringe zum xten Mal geguckt, Infinity War und Endgame hintereinander geguckt und geflennt wie ein Baby, neue Filme und Serien entdeckt, ausgemistet, für mich eingestanden und – nur ab und an einen vorsichtigen Blick in die Verlagswelt geworfen.
Das. War. Sowas. Von. Nötig.
Elsa hatte recht. Let it go.

Denn es gibt sie.




Die akribischen Planer
Die vorher genau alles plotten, weil sie dadurch Motivation im Schreibprozess erfahren und einfach einen Faden haben, an dem sie sich entlanghangeln. Sie sind irritiert von Plotholes und verfluchen Plotbunnies gerne. Aber sie zieren sich nicht, Kraft und Zeit ins Umplotten zu stecken, damit alles wieder richtig sitzt.

Die Inspirationsschreiber
Die nur dann schreiben können, wenn sie sich danach fühlen. Sonst geht nichts und alles fühlt sich madig an. Planen ist nicht ihr Ding im großen Sinne. Es muss ich einfach richtig anfühlen. Von zu viel Geplane fühlen sie sich eingeengt und dann geht das ganze Schreiben in eine Lustlosigkeit über.

Die Zerdenker
Die alles in ihre Einzelteile zerlegt haben müssen, damit sie den Absatz, die Seite, das Kapitel schreiben können, weil es sonst keinen Sinn für sie ergibt. Es muss nicht geplant, aber durchdacht sein, und sobald es nicht zerdacht ist, fühlt es sich falsch an.

Die Flowschreiber
Die drauflos schreiben und mit jedem Wort wacher und genügsamer werden, die unterwegs planen und Freude dabei empfinden. Jedoch brauchen sie eine gewisse Zeit, ehe sie in den Flow kommen, landen dort aber meist schneller als andere Schreiber.

Die Traumaschreiber
Die Sachen durch das Geschriebene in sich verarbeiten und dennoch einen Roman produzieren wollen. Viel Persönliches fließt dort hinein. Am Besten geht man sensibel mit dem Text um, denn zu harsche Kritik fühlt sich wie eine Kritik an der eigenen Person an.

Die Suchtschreiber
Hauptsache schreiben, egal was, egal wann, los, sie brauchen das. Ob in der Bahn oder dem Bus zum Brotjob, ob sie gerade unterwegs oder zuhause sind, im Bett oder am Esstisch, es muss geschrieben werden. Überarbeiten ist nicht so toll, fühlt sich stockend an, aber Schreiben ist geil.

Die Hochkonzentrierten
Die nur dann schreiben können, wenn absolute Ruhe um sie herrscht und die leicht aus dem Konzept zu bringen sind. Ablenkung ist der Todfeind, Geräusche zerstören die Stimmung, die sie jetzt nicht mehr richtig einfangen können. Gedanken zerfließen schnell, dafür ist das tatsächlich eingefangene von ihnen gefühlt gehaltvoller.

Die Kakophonieschreiber
Die ihre Umwelt komplett ausblenden können, egal, was um sie herum passiert, da sie in ihrem Text versinken. Alles ist vertraut, die Charaktere sind die eigene Schöpfung, die man selbst gern als beste Freunde hätte. Die Haltestelle wird gerne mal verpasst, andere Menschen und Gespräche spontan ausgeblendet, weil nun kam gerade eine Idee, die notiert werden muss,

Die Musicalschreiber
Die ohne Musik schlichtweg nicht schreiben können und einen gewissen Lärmpegel brauchen, um überhaupt loslegen zu können. Musik ist die Antwort auf jede Frage, die sich ums Schreiben dreht. Klappt nicht? Anderes Lied. Klappt nicht? Andere Band. Klappt nicht? Anderes Album. Klappt nicht? Es wird Zeit, das ein neues Musikgenre erfunden wird!

Und was es auch gibt, womit ich lange gehadert habe, weil ich es für mich selbst nicht erkennen wollte (danke, bester Freund 😊):

Nachteulen
Die am besten in der Nacht schreiben, wenn alles still ist, weil sie dann zur Ruhe kommen.

Morgenlerchen
Die am Besten schreiben, wenn der Kopf noch nicht zum Denken in der Lage ist.

Mittagsmöwen
Die ihre Inspiration dann kriegen, wenn sie Sonne am höchsten steht und die Serotoninzufuhr zunimmt.

Nachmittagsspatzen
Die ihre Wortkrumen am Besten aufpicken, wenn alles um sie herum in Feierabendstimmung verfällt.

Abendraben
Die nach dem Feierabend am Besten erstmal loslegen und schreiben, bis sie zu Abend essen (oder eben nach dem Abendessen schreiben), weil dann die Erlebnisse vom Tag besser verdaut werden können.

Die Rock-Around-The-Clock-Adler
Die einfach immer schreiben können, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit. Deren Konzentration sich eben immer auf das Manuskript richtet, ganz gleich, was um sie herum passiert.




Es gibt sie alle (und wahrscheinlich noch sooo viel mehr). Und sie vermischen sich ineinander. Manche sind Morgenlerchen und Abendraben, dazu Flowschreiber und Zerdenker. Andere sind sowohl Nachmittagsspatzen als auch Nachteulen, die gerne akribisch plotten, aber auch Inspiration brauchen, damit es richtig laufen kann.

Zu oft habe ich auch von Kollegen und Verlegern gehört, dass, wenn man wirklich professionell arbeiten will als Autor, nur Schema A oder B passt, sonst arbeitet man eben nicht professionell.
Da lege ich nun mein Veto ein.

Natürlich kann man seine Effizienz optimieren. Natürlich kann man andere Schemata probieren. Und selbstverständlich kann man sich als Schriftsteller wandeln. Die eigenen Bedürfnisse und Lebensumstände können dazu führen, dass man vom akribischen Planer zum Flowschreiber wird und umgekehrt. Von der Nachteule zur Morgenlerche.

Aber ich weiß auch für mich, dass mein Schreiben nicht funktioniert, wenn ich mich in ein Schema presse, das mir schlichtweg nicht passt. Und ich will das auch nicht mehr.
Ich vergleiche es gern mit einem Schuh oder einem Pullover, der nicht der eigenen Größe oder dem Körperumfang entspricht.
Ist der Schuh zu groß? Ich schwimme in einer dunklen Höhle, der Fuß ist angestrengt und ich fühle mich unwohl.
Pulli zu groß? Ich bin klein und versinke irgendwo in Stoff.
Schuh zu klein? Zehen tun weh, überall Druckstellen.
Pulli zu klein? Ich zupfe ständig überall an mir herum, damit er am Platz bleibt und ich passe scheinbar nicht zu diesem Pulli.



Es ist unnötig. Wenn es nicht passt, passt es eben nicht. Man muss sich nicht passend machen.
Genauso wenig wie ich meine Füße mal größer oder kleiner machen kann oder meinen Oberkörper zwingen kann, jetzt bitte schmaler zu werden oder zu wachsen. Stattdessen sage ich: Nein, der Schuh und der Pulli passen einfach nicht. Ich muss mir andere suchen, die mir entsprechen. Genauso wenig will ich mein Schreiben in eine Form pressen, die anderer Leute Meinung nach professionell ist.
Als Autorin will ich hauptsächlich eins: Schreiben. Und das will ich machen, wie es mir gut tut. Und nicht, wie es mich quält. Überarbeiten kann ich immer noch wie ne Professionelle 😉 oder ich hole mir Hilfe (die sich jeder allein schon wegen Betriebsblindheit holen sollte).

Lass los.




Kapitel 2 von Purlunas hat jetzt 18 Seiten. Innerhalb weniger Tage. Ich bin glücklich und höchst zufrieden. Ich habe sogar zwei Kurzgeschichten bei Verlagen eingereicht. So weit hab ich mich aus meinem Schneckenhaus herausgetraut. Jetzt verfasse ich diesen Artikel. Trotze all dem Rotz, der nach wie vor wegen Verlag Beta in mir vorgeht, versuche Alpha weiterhin zu verarbeiten, all die nicht sonderlich netten Absagen nicht an mich heranzulassen. Vielleicht stimmt es, was sie sagen. Vielleicht kann ich nicht schreiben. Vielleicht werde ich nie wieder veröffentlicht.
Na und?
Ich schreibe trotzdem.
Weil. Es. Mich. Glücklich. Macht.
Und wegen nichts anderem.

Sonntag, 10. November 2019

Schließt sich eine Tür ...

Ich hasse es, Projekte auf unbestimmte Zeit auf Eis zu legen. Doch jetzt ist es so weit. Und es geht um Purlunas.
Nachdem ich mich so mit diesem Thema herumplage, obwohl ich es so gern schreiben möchte - ich kann es nicht. Es macht mir keinen Spaß. Die Welt und alles drumherum stimmt, ist ebenmäßig aufgebaut. An sich bin ich mit dem Worldbuilding zufrieden, der Plot stimmt, die Charaktere ebenfalls. Aber sobald ich mich zum Schreiben heransetze, kämpfe ich nur noch. Und genau das möchte ich für meine Manuskripte nicht.
Nachdem ich Purlunas 1 so oft neu geschrieben, umgeschrieben und überarbeitet habe und auch Purlunas 2 schon öfter durch die Mangel genommen wurde - die Luft ist einfach raus. Wer mich kennt, kennt auch die Geschichte, die Purlunas kurzzeitig mit einem Verlag hatte und wie viel Kraft mir das geraubt hat.
Ich nehme an, zu viel Negatives haftet mir innerlich bei Purlunas an, sodass mich alles an meiner Herzensgeschichte müde macht und ich nur noch schlafen möchte.
Da brachte mich eine Freundin auf die Idee, dass Purlunas' Zeit entweder lange vorbei ist für mich oder noch eben nicht die Zeit gekommen ist, es neu zu schreiben.
Es fiel mir anfangs sehr schwer, mich mit dem Gedanken abzufinden, waren Evi, Rune, Nike und Noah doch seit 12 Jahren immerwährende treue Begleiter meiner Gedanken und Träume, der Lieder in meinem Kopf und sie alle haben etwas zu erzählen, teilweise sogar eine Botschaft zu vermitteln. Und die ganze Arbeit, die bereits in die Pentalogie geflossen ist!
Dennoch bin ich oft nicht abgeneigt, den Ideen anderer mal Raum zu lassen, also lief ich mit dem Gedanken, Purlunas zur Seite zu legen, einige Tage schwanger, ehe, siehe da: Ich schreiben wollte. Aber eben nicht Purlunas.
Plötzlich nahm ich die Angebote von Kollegen wahr und mir wurde bewusst: Da habe ich jetzt Zeit, Platz und Kraft für, weil mir gar nicht mehr meine Herzgeschichte im Hinterkopf spukt.
Und so ist es jetzt seit knapp vier Wochen.
Deswegen - so leid und weh es mir tut - werde ich Purlunas erstmal wieder in die Schreibtischschublade verbannen. Ich hoffe, dass seine Zeit irgendwann kommt. Aber vielleicht wird sie auch niemals kommen und nur meine kleine eigene Herzensgeschichte bleiben.
Dafür brechen nun andere Zeiten an, die eventuell genauso spannend werden wie die 12 Purlunas-Jahre.
Ich schreibe bereits fleißig an einem anderen Roman (ebenso im Fantasybereich) und an diversen Flash Fictions sowie Kurzgeschichten. Sehr bald wird es von mir eine Flash Fiction im Bereich Horror zu lesen geben (meine erste *wohoo*) und zur Weihnachtszeit gibt's etwas thrilliges ebenso als Flash. ;)

Hier habt ihr den Link zu meiner Autoren-Homepage, besser gesagt zur Kurzgeschichten-Seite.

Sonntag, 6. Oktober 2019

Was lange währt ... hat jetzt ein Kapitel

Gestern konnte ich das erste Kapitel zu dem "Purlunas" beenden, das ich ein letztes Mal neu schreibe. Doch bleibt irgendwie ein fahler Nachgeschmack.
Die Zweifel klopfen an meine Tür. Möchte ich die Geschichte wirklich so und in diesem Kontext erzählen? Einerseits schon. Andererseits fühlt es sich irgendwie nicht richtig an. Als würde etwas fehlen.
Das immerwährende Umwuchten der Plots, die sich wandelnde Umgebung, die sich neu gestaltende Hintergrundgeschichte der Charaktere - all das führt dazu, dass ich mich in Purlunas momentan recht heimatlos fühle. Dennoch sollte ich als Autorin mich dort doch besonders beheimatet fühlen? Das tue ich aber nicht. Ich habe das Gefühl, dass es unrund läuft. So an sich stimmen die Charaktere mit ihrer Sprech- und Handlungsweise, alles sitzt im richtigen Kontext. Trotzdem geht der Nachgeschmack nicht weg. Deshalb überlege ich, ob es klug wäre, sich gleich in Kapitel 2 zu stürzen oder abzuwarten, bis ich mich in dieser neuen Welt beheimateter fühle? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es einfach ein bisschen Abschiedsschmerz, weil ich weiß, dass es nun die finale Variante ist? Auch hierzu habe ich keine Antwort.

Ich überlege, einfach an einer anderen Story weiterzuschreiben, auch wenn mir danach überhaupt nicht der Sinn steht.
Seit Jahren habe ich keinen ganzen Roman mehr verfasst. Eventuell sind es auch einfach Startschwierigkeiten, weil so viel noch offen ist, so viel noch nicht feststeht und es sich in sämtliche Richtungen bewegen kann.

Wie ihr seht, zur Zeit bin ich ratlos. Ich bin generell ein entscheidungsunfreudiger Mensch und gerade bei meinen Manuskripten geht es mir nicht anders - eher zieht es sich da am schlimmsten zusammen.
Gleichzeitig recherchiere ich noch in einer ganz anderen Begebenheit, die natürlich auch Zeit und Kraft kostet.

Damit ich euch noch etwas Positiveres zu dem ganzen Gedankenkarussell dalassen kann, gibt es hier einmal einen Link zu Julia Engelmanns "Bestandsaufnahme". Die werde ich jetzt auch machen ;).

Donnerstag, 27. Juni 2019

Purlunas-Nostalgie

Purlunas wächst. Jeden Tag. 
Manchmal nur gedanklich.
Viel im Weltenbau.
Und seit Neustem auch in Manuskriptform.

Mein Herzensprojekt - also DAS schlechthin - arbeitet seit 12 Jahren in mir. Es ging durch unzählige Betaleser, von der allerersten Stunde an. Es ist das Werk, das ich immer schreiben wollte und will.
Und nach einer Odyssee an Agenturen und Verlagen (und sogar einer Veröffentlichung) beginne ich noch einmal, ein letztes Mal, ganz von vorne.
Nachdem ich nach wie vor im Weltenbau hänge und die Charaktersheets noch nicht fertig sind, habe ich dennoch angefangen zu schreiben, als mich die Muse knutschte. Oder schubste. Oder mir mit Mjölnir auf die Birne hämmerte. Oder mir nachts unzählige Lieder vorsang, damit ich nicht einschlafen konnte. Oder die Hitze mich desolat machte. Oder eine Mischung aus allem, zusätzlich zu dem Gefühl, angekommen zu sein. Dass ich jetzt wirklich Evis, Noahs, Nikes und Runes (früher auch als Chris bekannt ;)) Geschichte erzähle. Endlich, Hallelujah!

Denn vor 13 Jahren saß ich in einer Vorlesung der alten Geschichte. Und was soll ich sagen? Sie war alt. Sehr alt. Und der Professor war seeeeeehr ... unbegabt, was die Rhetorik anbelangt. Damit ich nicht einschlafe, kritzelte ich ein wenig am Rand meines Collegeblocks. Einen Hut. Eine Brille. Ein Lächeln. Lockige Haare. Eine Zahnspange. Hände. Doch der Professor schwadronierte weiter. Ohne Rücksicht auf meine Müdigkeit und der Tatsache, dass ich schnarche. Das wäre in einer Vorlesung nicht so gut angekommen, fürchte ich. Also für mich. Und den Professor. Dann kam das erste Gesicht unter den Hut. Augen, dunkelblau. Braune, lockige Haare. Zahnspange kriegt der auch noch.
Schwupps, Benni war da. 
Dann folgte sein bester Freund. Noah. Glatt gegelte Haare, freches Grinsen, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und unglaublich intelligent. Und der hat auch noch ne Schwester!
Die muss jünger als er, kriegt ebenso blonde Haare, hellblaue Augen, genau wie ihr Bruder. Oh und das wäre fein, wenn sie die Freundin von dem Benni wird. Oder? Ich nenn sie Evi. Glaub ich ... zuhause mal schauen, was der Name heißt.
Irgendwann war die Vorlesung vorbei. Und als ich im Seminar für nordeuropäische Kulturgeschichte saß, bekamen Noah und Evi plötzlich Eltern. Hanna und Max.
Dänische Sprache. Alva Koldt, Nike und Rune folgten.
Pädagogikseminar. Nero Nichtig, Nikes und Runes Eltern.
In Psychologie hörte ich zu ;).
Proseminar Mittelaltergeschichte. Der Prof war nett, rhetorisch begabt. Meistens hörte ich zu. Aber ... Sandra und Susanne Silberblatt entstanden dennoch.
Recherche in der Unibiblothek. Florus Immergrün, Allegra Gess und andere Lehrer.
Hausarbeit in der Fachbibliothek Geschichte. Muffige Bücher, schlechtes Licht (klar, die alten Schinken müssen geschont werden), und irgendwie gibt es zu wenig weibliche Helden. Was wäre, wenn nicht Benni der Held wäre, sondern ... Evi? Ja, mal überlegen.

Wieder zuhause. Glas Weißwein. Berichte Mitbewohnerin wie blöde von meinen Ideen. Sie lächelt.

Hehehe ... ich hab jetzt Figuren, da könnte ich glatt nen Buch schreiben. Hehehe ...

Jaaaah ... 13 Jahre später sitze ich hier. Verfasse diesen Post. Und bin dem langweiligen Professor so unendlich dankbar, dass ich mache, was ich liebe.

Kurzum: Langzeitprojekt Purlunas geht in die finale Phase. das Schreiben hat begonnen, die restliche Welt wird gesponnen und die Charaktersheets ... müsste ich mal aufschreiben, damit ich nicht durcheinander komme. Denn nach knapp 12 Jahren, nachdem ich den ersten schrieb und so unendlich viele Versionen wie diese Geschichte hatte, braucht es jetzt feste Strukturen, in denen ich arbeiten kann. Und die ich einreißen kann, wenn Buch 5 irgendwann, endlich geschrieben wird.

Mittwoch, 5. Juni 2019

Das rasante Knutschen der Bordsteinkante oder Wie ich meinen Selbstwert wiederfand


Ich habe für Verlag „Alpha“ sowohl als Autorin gearbeitet, als auch als Lektorin und Korrektorin. Der Verlagsleiter war anfänglich sehr nett und wir tauschten nach und nach immer mehr persönliche Informationen aus, sodass eine Art Freundschaft entstand. Ein wenig Zweifel an seiner Stellung als Verleger hatte ich lediglich durch seine harsche Behandlung mancher Autoren.
Manche von euch gehen für gute Freunde zu gewissen Zeiten vielleicht auch komplett aus ihrer eigenen Bahn. Sind Konfliktvermeider erster Stunde und stehen total auf Harmonie, sodass sie dafür sogar darauf verzichten, richtig zu liegen, auf die Korrekturen von Fehlern bestehen oder jemandem ins Gesicht sagen, wenn etwas schlichtweg nicht gut ist, obwohl sie es selbst besser wissen. Und bloß nicht, auf gar keinen Fall, sagen, wenn sie unzufrieden sind.
Als Autor ist man dem Verlag natürlich dankbar, dass man unter die Fittiche genommen wird, vor allem wenn es nach außen scheint, dass da alles tutti läuft.
Diese giftige Mischung gepaart mit geringem Selbstwert, wenig Selbstbewusstsein und dann zurückgedrängtes Selbstvertrauen sind de facto genau die Gründe, weswegen ich nur auf die Fresse fliegen konnte. Und das war gut so.
Also … natürlich nicht.
Und doch schon.
Denn ohne dieses rasante Knutschen der Bordsteinkante, hätte ich nie im Leben gelernt, was ich heute weiß, um diesen Artikel zu schreiben.

Was ich für den Verlag lektoriert, korrigiert und gesichtet habe:
-          Manuskripte
-          Kurzgeschichten
-          Klappentexte
-          Autorentexte
-          Autorenbiographien
-          Die Website
-          Flyer
-          Posts auf Facebook

Was mir vergütet wurde:
-          Manuskripte
-          Kurzgeschichten (meistens)

Ja.
Nicht mehr.
Und das für einen Hungerlohn. Als ich nach drei Jahren um eine Gehaltserhöhung bat, bekam ich jene nicht.
Als ich nach einem Honorar für die Herausgeberschaft einer Anthologie fragte, wurde ich ebenso abgeschmettert. Wäre gut für meine Reputation, aber eben nicht, um bezahlt zu werden. Trotz jahrelanger Mitarbeit.
Nachdem mein Manuskript dort unter, sagen wir, widrigen Bedingungen veröffentlicht wurde, bekam ich statt festgesetzter prozentualer Beiträge eben festgesetzte Centbeträge. Ich hatte das Manuskript für den Verlag komplett neu geschrieben, genauso wie Teil 2 und bekam für den zweiten Teil einen anderen Vertrag, der auch den ersten für Manuskript 1ersetzen sollte. Nämlich den verdi-Standardvertrag. Diesen wollte ich jedoch mit Veröffentlichungsrecht weit nach meinem Tod nicht unterschreiben. Doch der Verleger, mein Freund, ließ nicht mit sich verhandeln.
Über die Jahre wurde mir suggeriert, dass ich froh sein könne, überhaupt lektorieren zu dürfen und Teil eines Teams zu sein. Dass man sehr nachsichtig mit mir wegen meiner Depression und sich dadurch ab und zu verschobene Terminabgaben sei (Anmerkung: Ich habe stets kommuniziert, was geht und was nicht; zusätzlich bin ich sehr zuverlässig, so auch in diesen Fällen). Dass jeder andere mich bereits fallen gelassen hätte wie eine heiße Kartoffel. Dass ich dankbar sein solle, dass mein Manuskript überhaupt veröffentlicht worden sei. Und dass ich, unterschriebe ich den Vertrag nicht, die bereits angefallenen Lektoratskosten für Band 2 zu tragen hätte, weil ja Absprache über den Facebook Messenger stattgefunden hätte, dass jetzt lektoriert werde.
Und plötzlich reichte es mir.
Ja, ich habe einen sehr langen Geduldsfaden und manchmal scheinbar auch eine extrem lange Leitung. Als sich all diese Sachen, die sich über Jahre anstauten, plötzlich zu einem großen Klumpen zusammenformten, erkannte ich erst, was ich da machte. Wie sehr ich mich als Autor aber auch als Mensch unter Wert verkaufte.
Ich weigerte mich, den Standardvertrag zu unterschreiben, woraufhin ich ein (wie erwartet) cholerisches „Dann such dir doch einen anderen Verlag“ bekam. Und diesmal wich ich nicht zurück, gab nicht klein bei. Ich antwortete: „Mache ich.“
Ab da ging der Krieg erst richtig los. Ich habe Screenshots aus Gruppen, in denen der Verleger, ohne meinen Namen zu nennen, Lügen über mich verbreitete (z.B., dass ich 30% des Bruttoverkaufspreises eines jeden Werks haben wolle was ich nachweislich niemals gefordert hatte), verriet, was ich privat für ein Einkommen habe, wie schlecht sich mein Buch verkaufe, dass er mich nur aus Freundschaft verlegt hätte und ich sowieso nie wieder ein Werk veröffentlichen würde, so schlecht, wie ich mich verkaufe und so mies, wie ich arbeite.
In einer privaten E-Mail bekam ich dann noch mitgeteilt, dass alle Verlage jetzt wegen mir auf den verdi-Standardvertrag umstellen würden, weil er alle seine Kollegen vor Autoren, die so handeln wie ich, gewarnt hätte und die sich schützen müssen. [Huch, was habe ich für eine Macht, he? Also, kriegt ihr den Standardvertrag von irgendwem angeboten, ist es sicherlich mein Vergehen ;).] Und dass ich garantiert nie wieder einen Fuß mit meinem Namen in der Branche fasse.
Tat das weh zu lesen? Ja.
Ist da was Wahres dran? Nee, eher nicht.
Schrieb er das nur, um seinen Frust loszuwerden und mich zu treffen? Aber hallo! Er kannte meine Druckpunkte und war sich nicht fein genug, sie nicht zu drücken.
Über nachfolgendes darf ich vertraglich nicht sprechen und auch wenn ich mehrfach hintergangen wurde, halte ich mich an meinen Vertrag. Nur so viel: Ich hab meine Rechte zurück. Das war mir wichtiger, als Recht zu haben und das alles noch hinauszuzögern.
Ist mein Ruf geschädigt? Ja.
Höre ich jetzt auf zu schreiben? Nö. Da kann ich auch aufhören zu atmen.
Wie ging es weiter? Naja, Verlag „Beta“ kennt ihr ja aus dem vorangegangen Artikel bereits. Die Odyssee ging also noch ein bisschen.
Fazit?
Freundschaften mit Arbeitsbeziehungen können echt toll sein. Ich hab zwei Verlegerinnen, mit denen ich mich prima verstehe, die mich immer respektvoll behandeln und denen ich wegen keiner einzigen Zahlung hinterherlaufen musste. Die unglaublich clever sind und zu denen ich nicht nur arbeitstechnisch eine super Beziehung laufen habe, sondern mit denen ich mich auch privat austausche (oder austauschte).
Doch es gibt eben auch die andere Seite der Medaille. In dem Fall sind Freundschaft und Arbeit verschwommen. Schaffte ich etwas arbeitstechnisch nicht, wurde es persönlich auf die Freundschaftsebene gebrochen und sehr unangenehme Gefühle tauchten dann auf.
Ich vermische Freundschaft und Arbeit nicht mehr. Die Grenzen sind nämlich fließend. Arbeit und Freundschaft kann super sein, aber ich schränke es ein. Ich kenne meine Grenzen und kommuniziere sie. Ich trete für mich ein, bleibe dem anderen aber respektvoll gegenüber. Ich denke, dann kann es nebeneinander herlaufen und funktionieren. Doch eines vergesse ich bei alldem bestimmt nie wieder: Mich. Und meinen Wert.

Mittwoch, 8. Mai 2019

Meine Erfahrungen mit dem Kleinverlag "Beta"


Anmerkung: Ich werde den Namen des Verlags nicht  nennen. Stattdessen wird eben jener mit „Beta“ tituliert.

Vor einigen Jahren schloss ich mit Kleinverlag „Beta“ einen Vertrag. Ich kam gerade von Verlag „Alpha“, der mich herbe enttäuscht und vor anderen Klein- und Kleinstverlegern bloßgestellt hatte, damit ich laut unterschwelliger Aussage, keinen Fuß in der Kleinverlagsbranche mehr fasse. Da kam die rettende Hand des „Beta“, der sich eh gerade zu einem mittelgroßen Verlag aufzuschwingen schien, sehr gelegen.
Dankbar schloss ich den Vertrag als Korrektorin und auch als Autorin.
Zuerst einmal sollte ich als Autorin für ein Gemeinschaftsprojekt schreiben. Drei Novellen.
Vertraglich festgehalten wurde eine Ebookausgabe nach Formatwahl (epub oder mobi eben) sowie drei gedruckte Bände meines Werks. Da es ein Gemeinschaftswerk war, ebenso noch jeweils eines der anderen teilnehmenden Autoren. Ausgesprochen fair.
Versprochen wurde, die Werbetrommel wie blöde zu rühren, dass die Leser, Blogger und auch andere Autoren in ihren Timelines oft den Namen dieses Projekts lesen würden und nicht mehr drum herum kämen, zumindest nachzusehen, was das Projekt sei. So sollte Neugier geschaffen werden.
Die anderen teilnehmenden Autoren (einige sehr viel mehr) und auch ich rissen uns – auf gut deutsch gesagt – den Hintern auf, damit das was wird. Ich schrieb gegen meine Schreibblockade an wie nichts Gutes, plante, konzipierte sowohl gemeinsam als auch einsam und schrieb, schrieb, schrieb. Innerhalb eines Jahres wurden vier Novellen von mir runtergerasselt, drei davon für das große Projekt, eines für einen anderen Verlag, der sich jedoch verkalkuliert hatte und es nun nicht mehr drucken lassen konnte. Dieser Verlag entließ mich mit lektoriertem Text und sogar mit Cover, wenn ich es haben wollte, sowie meinem Autorentext, den sie für mich geschrieben hatten, aus dem Vertrag. Anstandslos. Ohne Tücken und Lücken. Sehr korrekt.
Diese Novelle reichte ich ebenso noch bei Verlag „Beta“ ein, da sie ja nun heimatlos war. Ich war so begeistert von dem Brimborium um das große Projekt, dass ich mein Glück gar nicht fassen konnte. Endlich ging es voran!

Auf der Leipziger Buchmesse 2016, auf der ich zugegen war, holte ich mir dann meine lang erwarteten und „von der Post verschlampten“ Korrektorexemplare ab (*husthust* Was nie losgeschickt wurde, kann auch nicht verschlampt werden *husthust*). Ich hatte eine Liste mit, auf denen die (im Nachhinein kann ich es nicht mehr nachvollziehen, also ist das hier eine Schätzung) acht Bücher standen.
Die anderen Autoren und ich vom großen Projekt wurden fotografiert, groß angekündigt auf der Messe am Stand von „Beta“ und haste-nicht-gesehen. Wow, immer noch alles toll! Alle Autoren waren gehypet, wir hatten unseren eigenen Slogan, es wurden Schauspieler engagiert, die Trailer für unsere Bücher einspielten, Freunde, Verwandte, Bekannte, alles wurde dazu bewogen, zu helfen, diese Reihe groß zu machen. Wie gesagt: Es wurde sich der Hintern aufgerissen.
Gut, manches klappte nicht so wie geplant, aber was soll’s? Passiert mal.

Dann kam die Wende.

Profis waren am Werk bei den Trailern. Die Trailer, die dann teilweise erst auf mehrfahre Nachfrage seitens der Produzenten hin, vom Verlag „Beta“ runtergeladen wurden, obwohl zuvor Nachrichten rausgingen, dass die Trailer jetzt für so und so lange online stünden. Hmm, naja, passiert mal.
Dann wurden für die Bücher keine festen Lektoren engagiert, sondern der Verleger selbst lektorierte. Hmm, na gut. Ist dann halt so. Aus was für Gründen auch immer. Machen ja viele Kleinverlage so. Und der ist erfolgreich, also muss es ja gut sein.
Die Blogger, die unsere Reihe begleiten sollten, erhielten einen straffen Post-Plan. Was wann online gehen sollte. Als die ersten nicht hinterherkamen, wurden sie seitens des Verlags komplett ignoriert. Hmm … na gut. Der wird seine Gründe haben. Vielleicht waren die Blogger auch sehr unhöflich? Kann passieren. Hmm.
Das erste Ebook erschien. Es landete in den Amazon-Charts tatsächlich hier und da auf Platz 1 unseres Genres. Wohoo! Aber wieso kostet es nicht mal zwei Euro? War doch abgesprochen! Hmm, naja … der weiß bestimmt, was er tut. Ach so, das ist nur für die Einführungsaktion? Na gut … aber hätte er nicht vorher Bescheid sagen sollen? Ach, hat der bestimmt vergessen.
Ich spreche mit einer Reihenkollegin, die anmerkt, in ihrem Lektorat wäre wohl nicht richtig gelesen worden, die Protagonistin auf dem Cover hätte ein anderes Musikinstrument als im Buch und da das Cover bereits fest wäre, musste sie nun den Text ändern. Okay? Hmm … naja, ist ja nur eine Kleinigkeit. Passiert. Oder?
Das zweite Buch erscheint. Wieder Platz 1 bei Amazon. Wohoooo! Aber Moment … es trudeln nicht mal die Hälfte an Rezensionen ein, wie es angekündigt wurde. Es wird nachgehakt und nachgefragt. Viele Blogger werden inzwischen seitens des Verlags ignoriert. Was ist da los? Eine andere Kollegin merkt an, etwas stimme da nicht ganz. Najaaaa, das passiert bestimmt mal. Und es wurde versprochen, neue Blogger zu finden. Das wird alles.
Das dritte Buch erscheint. Ja, gut. Nicht verwunderlich mit den Rezensionen. Wie viele bleiben bei einer dreiteiligen Reihe schon dran? Aber nicht mal mehr ¼ der Rezensenten von Buch 1 sind noch dabei … Hmm. Vielleicht hatte meine Kollegin recht. Irgendwas stimmt nicht ganz.
Besagte Kollegin berichtet, aus der Reihe auszusteigen. Ich werde skeptisch. Warum? Was hat sie bewogen? Sie verlässt sämtliche gemeinsame Gruppen. Gut … ist konsequent. Sie wird ihre Gründe haben.
Ich hake nach, wie es mit den Ebook-Exemplaren unserer eigenen Bücher aussieht. Ob wir da noch welche bekommen? Verleger antwortet schnell, ich habe Band 1 bereits im Postfach. Super J. Läuft alles!
Nach einigen Tagen hake ich für Band 2 und 3 nach. Band 3 kommt dann kommentarlos einige Tage später ins Postfach. Okay, klasse. Aber was ist mit 2?
Ich frage wegen der Blogger nach, die ersetzt werden sollten. Sie wären dran, dauert alles, schwer, welche zu finden. Okay. Gut. Oder?
Einige Wochen später. Wie sieht es denn mit den Druckexemplaren aus? Jaaah, man hänge im Zeitplan generell hinterher, im Januar ginge es los. Puuh, dann bin ich ja beruhigt.
Im Februar hake ich wegen Band 2 und den Druckexemplaren erneut nach. Also zur LBM im März wären die Bücher dann auch endlich gedruckt. Eher schaffe man es nicht.
Die LBM kommt. Die LBM geht. Nichts. Inzwischen massenhaft Werbung für andere Bücher, andere Exemplare, andere Autoren. Hmm … okay. Klar, die neuen Projekte müssen ja auch beworben werden. Verstehe ich. Kommt bestimmt alles noch.
Im Mai erneute Nachfrage wegen der Druckexemplare. Jaaah, zum Sommer.
Andere Reihenkollegen werden lauter. Sie wollen jetzt die Druckausgabe. Andere fragen nach der Abrechnung, die im März hätte kommen sollen. Ähm … was? Wieso haben die keine Abrechnung erhalten? Ich hab doch alles bereits. Komisch.
Zwei weitere Autorinnen melden sich aus der Reihe ab. Die sei jetzt tot. Keine Werbung mehr, keine Druckexemplare, nicht annähernd das eingehalten, was versprochen wurde, immer nur Ausreden, Deckelung, Ausreden, Deckelung. Sie hätten genug. Das schreiben sie in einem Gruppenchat nur unter uns Autorinnen.
Ich frage im Juli und August nochmal nach den Druckexemplaren und nach meinem Band 2. Band 2 kommt ins Postfach, auf die Druckexemplare keine Reaktion. Okay? Hab ich was verbrochen? Dass ich mich kritisch geäußert habe … ja, aber das kann der Verleger nicht wissen. Schließlich hab ich nur in dem Gruppenchat unter uns Autorinnen meine Zweifel geäußert.
Ich gebe es auf, nach den Druckexemplaren zu fragen. Wenn ich nicht mal mehr eine Antwort kriege. Nicht mal, als ich etwas von einem Kollegen für den Verlag lektorieren soll, kriege ich eine Antwort. Was hab ich denn getan bitte?
September des Jahres. Ich rede mit anderen Kollegen aus dem Verlag, mit denen ich gut kann und/oder befreundet bin. Ich erfahre, dass viele immer noch auf ihre Jahresabrechnung warten. Ich bin schockiert. Nein, das glaub ich jetzt nicht. Vorsichtig hake ich bei einigen nach, was da mit dem Verlag los ist. Und erfahre: Die meisten, die ich kenne, werden inzwischen einfach ignoriert. Die anderen erhalten ihre Abrechnung und Zahlung pünktlich, sind super zufrieden und empfehlen den Verlag weiter. Auch den zweiten Verlag, der  von „Beta“ inzwischen gegründet wurde. In dem es genauso läuft. Ignoranz, wenn man unbequem wird. Ignoranz, wenn man auch nur den Hauch einer Kritik äußert.
Ich erfahre, dass der Gruppenchat per Screenshots weitergereicht wurde – an den Verleger. Hach ja, herrlich sowas, gell? Ich versuche, mit dem Verleger in Kommunikation zu treten. Vergeblich. Einsilbige Antworten oder komplette Ignoranz. Man habe sehr viel zu tun. Keine Zeit gerade. Und das war’s dann für die nächsten Wochen.
Im Jahr darauf frage ich nach meiner Abrechnung und sie kommt auch fix.
Ich hake bei anderen Autoren nach. Da kommt bei den meisten nix. Sie warten teilweise noch auf die Abrechnung aus dem Jahr zuvor.
Und nach und nach treten immer mehr Horrorgeschichten hervor. Wie Schuld auf die Dienstleister geschoben wurde. Lektoren, Korrektoren, Coverdesigner, Blogger, Rezensenten. Wie lange manche ihrem Geld hinterherrennen müssen. Wie viele nicht nur nicht bezahlt werden, sondern nicht einmal eine Abrechnung erhalten. Über Jahre. Dass keine Werbung gemacht wird. Dass sie sich stiefmütterlich behandelt fühlen. Dass Personen vorgetäuscht werden, die Vertragsverhandlungen führen, die nachweislich nicht existieren.

(Bitterer Beigeschmack des Ganzen: Freundschaften zerbrechen, Selbstwert und –bewusstsein werden dem Erdboden gleichgemacht. Kollegen hintergehen Kollegen. Letzteres kann man nicht dem Verlag zuschreiben, das sind persönliche Entscheidungen der jeweiligen Autoren gewesen. Aber diese Art der Behandlung seitens des Verlags führt eben dazu.)

Es gibt weiterhin Autoren, die wie blöde die Werbetrommel für einen oder beide Verlage rühren. Die neue Autoren ranziehen (manche in dem Wissen, wie der Verleger zu anderen ist, andere unwissend). Es gibt auch Autoren, die offen über ihre Erfahrungen reden. Die froh sind, dass es nicht sie alleine trifft, denn alle hatten die eine Frage gemeinsam, als die Ignoranz seitens des Verlags begann: Was habe ich falsch gemacht? Und andere Autoren und Designer kennen zu lernen, die das gleiche erlebt haben, macht Folgendes: Du bist nicht allein. Es ist NICHT deine Schuld.

Ein Mensch, der meint professionell zu arbeiten, diese Gefühle jedoch absichtlich provoziert und im Persönlichen, nicht Professionellen auslöst, weitermacht, als wäre nichts gewesen … der den Selbstwert eines jeden Kritikers versucht plattzumachen, der die Ellbogenpolitik nicht nur ausübt, sondern perfektioniert. Und versucht, wenn man unbequem wird, mit Screenshots kritischer (meinerseits vielleicht auch ein bisschen beleidigender) Posts oder Kommentare, Druck auszuüben, wenn man nach seinen Abrechnungen fragt. Unreflektiert genannt zu werden. Ja, was soll man mit solchen Menschen machen? Garantiert kein Buchbaby mehr anbieten. Das ist keine professionelle Arbeit. Das grenzt an Schikane – mit dem Beigeschmack des Schulhofs. Du bist doof, mit dir rede ich nicht mehr. Und was ich dir vertraglich zugesichert hab, kannst du dir auch abschminken! So!

In diesem Jahr habe ich trotz Fälligkeit zum 31.3. weder eine Abrechnung noch eine Zahlung erhalten. Zu keiner meiner vier Novellen. Wie die meisten meiner Kollegen, mit denen ich in Kontakt stehe. Manche werden komplett geblockt und die meisten natürlich ignoriert. Auf Nachrichten, egal auf welchem Weg sie kommen, wird nicht reagiert. Selbst wenn der Anwalt schreibt und mahnt. Die Einschreiben werden ignoriert oder kommen zurück. Der Verlag „Beta“ hat in den letzten drei Jahren mehrfach seine Anschrift geändert, sodass er nicht mehr wirklich ausfindig zu machen ist. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass ihm die Veröffentlichungsrechte für diverse Werke entzogen wurden. Der Verlag „Beta“ hat sie dennoch auf der Leipziger Buchmesse verkauft. Zusätzlich hat er Kündigungen, die dort überreicht wurden, nicht angenommen.

Eine der negativen Seiten des Autorenlebens. Du triffst auch auf solche Menschen. Nicht jeder ist daran interessiert, dich als Verlag bestens zu betreuen. Manche wollen nur Geld mit deinen Geschichten machen. An deinen Storys selbst liegt ihnen nichts.