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Mittwoch, 5. August 2020

Das Gefühl von "Phönix aus der Asche"



Es ist so weit. Lange habe ich gewartet, diesen Post verfassen zu können.

2017 ging es für mich richtig bergab. Ich schaffte mein Lektoratspensum nicht mehr, musste zwei Anthologien als Herausgeberin abgeben, Manuskripte ablehnen und irgendwann war ich dann auch nicht mehr gefragt. Das ist inzwischen echt okay, hat damals aber sehr an meinem Selbstwert und meinem Selbstvertrauen genagt.
Zusätzlich trennten mein langjähriger Partner und ich uns; zwei Freunde gaben nur vor, Freunde zu sein und das zog mich nach und nach immer mehr in Mitleidenschaft. Mir ging es richtig, richtig schlecht.
Ich besuchte Ärzte und Therapeuten, um aus dem Loch herauszukommen. Meine Schwester und mein Ziehbruder wohnten eine Zeit lang bei mir, doch auf Dauer funktionierte das auch nicht für mich (meine Schwester ist recht jung und braucht selbst noch Unterstützung).
Ich versuchte immer wieder zu schreiben, aber es funktionierte einfach nicht mehr. Vor allem wegen einer Sache: Ich vertraute mir selbst nicht mehr.

Dazu dann die Sache mit Verlag Beta und ich war vollkommen verunsichert. So tingelte 2018 an und vorbei, ohne dass ich wirklich etwas geschrieben hatte, obwohl ich es so gerne wollte, so viele Ideen und ausgearbeitete Konzepte hier hatte, die ich immer wieder auf ihre Funktionalität abklopfte.

2019 - das Gleiche in grün. Die Sache mit Verlag Beta schaukelte sich bei allen hoch, allein die Themen anderer Autoren zu lesen, ermüdete mich. Meine Urgroßmutter verstarb mit 107 Jahren im Schlaf. Es hatte sich lange angekündigt, ich schaffte es wegen meiner Angst-Panik-Störung nicht mehr an ihr Sterbebett.

Auch hier folgten wieder Ärzte und Therapeuten und ganz viele liebe Menschen, die ich sowohl 2018 als auch 2019 kennen lernte, und die mir teilweise bis heute Rückenwind geben (ja, Mirja, Tanja, Martina, Melli, Valli und Franzi, ich meine euch!). Ganz unerwähnt möchte ich an dieser Stelle auch nicht meine Schwester Kim, meine Ziehschwester Melli sowie meinen besten Freund Alex lassen oder meine Familie oder meine zauberhafte Freundin Dani, usw, usf, lassen, weil das die Menschen sind, die mir immer beistehen. Ich danke euch allen. Jeden Tag, für immer. (Okay, klingt, als hätte ich den Literaturnobelpreis gewonnen, aber so spektakulär isses dann doch nicht. Aber ein Danke mal so generell für alles, was sie tun, sollte dennoch nicht zu selten folgen, finde ich.)




2020 kam. Und wir alle sind uns einig: Das ist ein beschissenes Jahr, oder? Ja.
Doch etwas Gutes hat es für mich auch. Denn es ist das Jahr, in dem ich das erste Mal seit Langem wieder richtig schrieb.
Ich habe an einer Kurzgeschichtenausschreibung teilgenommen. Von einem Verlag, den ich kenne. Dem ich vertraue.
Ich habe mich hingesetzt, eine Idee entwickelt und sie aufgeschrieben. Ich habe sie überarbeitet, sehr gründlich sogar. Immer gegen den Drang an, alles hinzuschmeißen. Immer mit den Dramen von 2017 im Kopf, mit dem Selbstzweifel von 3 ganzen Jahren (und den Rest von circa 30 Jahren). Ich habe mein bisschen Selbstvertrauen, das ich mir wieder erarbeitet habe, gegen die Erfahrung mit Verlag Alpha und Beta gestemmt. Den Selbstwert als Schild gegen meine eigenen Zweifel gesetzt und weitergeschrieben.

Mit dem Schmerz durch den Verlust meiner Uroma in mir, mit der Verarbeitung der Trennung vom Lebenspartner, mit allem, was weiterhin wehtat oder bis heute wehtut. Mit all der Toxizität, die ich mir selbst biete.
Und ich habe sie betalesen lassen und an den Verlag geschickt.
Nach all den Monaten, in denen ich einfach ignorierte, dass ich eine Kurzgeschichte eingereicht habe (die Geschichten werden anonymisiert gelesen, also kann ich sichergehen, dass ich keinen "Die Autorin kenne ich, die nehme ich automatisch auf"-Bonus hatte), erreichte mich letzte Woche die freudige Nachricht, dass ich es mit meiner Geschichte in die Anthologie geschafft habe. Ich habe eine Zusage.

Ganz vielleicht habe ich 3 Stunden lang vor Glück immer wieder losweinen müssen.



Denn nach allem, was seit 2017 passiert ist, ist das schriftstellerisch gesehen die beste Nachricht, die ich seitdem bekommen habe. Sogar ein bisschen lebenstechnisch. Denn 3 Jahre lang hatte ich wenig, worauf ich wirklich stolz war. Doch für diese Geschichte habe ich gekämpft. Ich habe mich richtig reingehängt und eine Zusage bekommen.
Ich kann es also noch.
Und wenn es einmal geklappt hat, klappt es auch wieder, oder? Ja.

Welche Sammlung das ist und bei welchem Verlag? Das verrate ich erst, wenn die Verträge unterschrieben sind. Ich bin da ein bisschen abergläubisch und möchte nichts beschreien. Aber ihr werdet davon hören :). 

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